Neulich saß ich so da und folgte einem Bericht über die zunehmende Umweltverschmutzung. Gerade eben auch, was die Plastikverpackungen angeht. Danach gab es noch eine Reportage über die zunehmend geringer werdenden Rohstoffe und Schlusslicht war ein Bericht über die schwindenden Regenwälder.
Es machte mich wütend. Und es bewog mich, meinen eigenen Konsum zu überdenken. Voller Euphorie und der Überzeugung, bewusster zu konsumieren als andere, machte ich mich auf um in meinem eigenen Handeln Verschwendung zu finden. Was soll ich sagen: ich fand sie!
Eigentlich hatte ich mich ja für ziemlich umweltbewusst gehalten. Nach meiner Bilanz aber stellte ich mit Erschrecken fest, dass ich kein bisschen anders war als alle anderen. In meinem Bad fand sich ein Plastik-Seifenspender, der jedes Mal, sofern er leer war, durch einen Neuen ersetzt wurde. Ich fand unzählige Verpackungen die eigentlich unnütz waren, weil sie nicht ihren ganzen Inhalt hergaben und meist mit einem nicht geringen Rest in der Tube oder Flasche weggeworfen wurden. Und warum? Aus Bequemlichkeit! Vieles hatte ich sogar mehrfach: eine Bodylotion für Montag, eine für Dienstag… eine für Mittwoch. Man oder besser Frau will ja nicht müffeln. Parfums in allen Variationen. Jede Menge Anti-Aging-Cremes, deren Wirkungen mich nicht überzeugen konnten, weil ich immer noch „age“, also älter werde. Von Anti keine Spur!
Genauso verschwenderisch ging ich mit Kleidung um. Was einen Defekt hatte, wurde erst verschmäht und dann irgendwann durch ein neues und modernes Teil ersetzt. Der „alte Fummel“ wanderte in die Kleidersammlung. Immerhin. Aber warum? Ich erinnerte mich an meine Mutter. Bei ihr stand, solange ich denken konnte, eine Truhe, in die zu reparierende Kleidung hinein wanderte, um dann wieder hergerichtet zu werden. Es wurde gestopft, geflickt und umgenäht, was nicht mehr passen wollte. Der Wahnsinn, ständig Neues kaufen zu müssen, weil zum Beispiel der alten Bluse ein Knopf fehlte oder sie sogar unmodern war, hatte mich auch erfasst. Und durch die Werbung wird einem ja ständig suggeriert, wie man auszusehen und mit was man sich doch bitte zu pflegen hat!
Da werden Bakterien gekillt, die doch eigentlich ganz nützlich sind um ein intaktes Immunsystem aufrecht zu erhalten. Die Mode schreibt einem ständig vor, mit welchen Maßen man in welche Kleidung zu passen hat. Der Wahn macht sogar vor der Hauseinrichtung nicht halt. Möbel werden weggeworfen, obwohl sie ihren Zweck noch gut erfüllen. Nur, weil der Kleiderschrank nicht Hochglanz weiß, sondern eben altbacken-pups-hellbraun ist. Sind wir eigentlich noch zu retten?
Ich für meinen Teil sage STOP! Ich entscheide, was ich kaufe. Und ich werde so gut es geht auf Plastikverpackungen verzichten. Es gibt ab sofort keine zwölfundneunzig Tiegel und Töpfe mehr, die eh nicht halten, was sie versprechen oder sogar statt mit den prahlerischen natürlichen Inhaltstoffen mit gefährlicher Chemie daherkommen. Ich „age“, und es ist gut so! Wer mich so nicht mag, kann auch mit meinem getunten und aufgebrezelten ICH nichts anfangen.
Ich habe in meiner Schulzeit nähen gelernt und bin also durchaus in der Lage, Kleidung zu reparieren oder gar aufzupeppen. Ich habe stricken und häkeln gelernt. Ich erkenne Obst und Gemüse aus der Region noch am Aussehen und brauche keine Waren, die einen weiten Weg hinter sich bringen müssen, um bei mir auf dem Teller zu landen. Ich bin kreativ und kann mittels ein wenig Farbe meinen pupsbraunen Schrank umgestalten. Und ich brauche Gummilitze, die ich für eine Bluse benötige. Ich will das Gummiband in den Saum einziehen, weil das Teil einfach zu weit geworden ist aber sonst noch ganz passabel aussieht.
Ich frage eine Bekannte danach. Ihre Reaktion: Tellergroße Augen, ein verwunderter Gesichtsausdruck und die Frage: Wofür brauchst du Gummilitze?